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Was passiert in Österreich, wenn kein russisches Gas mehr fließt?

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Österreich deckt seinen Gasbedarf zu 80 Prozent in Russland. Dieser Umstand war schon immer problematisch, doch jetzt bedroht er den Wohlstand im Land. Sollte das russische Gas nicht mehr fließen, stehen ganze Branchen vor dem Abgrund. Oder doch nicht? Im Podcast mit Franz Schellhorn plädiert Walter Boltz, ehemaliger Chef der E-Control und ausgewiesener Energieexperte, für ein Ende mit Schrecken. Europa und auch Österreich könnten einen Stopp der russischen Gaslieferungen bewältigen, meint Boltz. Ein Gespräch über politische Versäumnisse, wirtschaftliche Abhängigkeiten und eine besonders clevere Einkaufstour der Chinesen. 

Österreich deckt seinen Gasbedarf zu 80 Prozent in Russland.

Der Frühling ist da, tagsüber muss man in den meisten Regionen Österreichs nicht mehr heizen. Doch wer abends den Thermostat nach oben dreht, fragt sich vielleicht, wie lange das noch möglich sein wird. Die russische Invasion in der Ukraine wird immer brutaler. Menschen leiden und sterben. Ist es da nicht verantwortungslos, den Russen nach wie vor um viel Geld Erdgas abzukaufen? Aber was würde bei einem Importstopp mit Ländern passieren, die stark von dieser Energiequelle abhängig sind? Und müssen wir nicht ohnehin über den worst case nachdenken, weil es auch Russland selbst sein könnte, das den Gashahn zudreht?

Walter Boltz gehört zu jenen Experten, die ein Gas-Embargo befürworten. Im Lichte der Ereignisse in der Ukraine könne es nicht einfach so weitergehen wie bisher: „Zweifellos würde eine Unterbrechung der Gaslieferungen maximalen Schaden für Russland verursachen. Für Europa wäre es zwar eine unangenehme, das Wirtschaftswachstum bremsende, aber nicht unbewältigbare Problematik.“

Ohne Gas aus Russland: „Spätestens nach zwei Wochen müsste es wohl zu Einschränkungen kommen“

Selbst ein sofortiger Einfuhrstopp würde nicht dazu führen, dass die Österreicher frieren müssten, meint Boltz. Es sei noch genug Gas in den Speichern, um die Haushalte bis zum Ende der Heizsaison zu versorgen. Härter treffen würde es die Industrie. „Spätestens nach zwei Wochen müsste es wohl zu Einschränkungen kommen, punktuell auch schon früher.“ Viele Unternehmen hätten allerdings schon jetzt angesichts explodierender Gaspreise Schwierigkeiten, kostendeckend zu produzieren. Immerhin werde die Krise, so oder so, nicht allzu lange dauern. Im Jahr 2023 sollte das Schlimmste überstanden sein, meint Boltz. Bis dahin würde es zusätzliche Kapazitäten auf dem Flüssiggasmarkt geben, mit denen sich das russische Gas – etwas teurer zwar – großteils ersetzen ließe.

Die österreichische Politik ist immer schon Russland-freundlich gewesen.

Wie konnte Österreich in eine solche Abhängigkeit geraten? Warum setzte die Politik in einem so wichtigen Bereich fast ausschließlich auf Russland? Die österreichische Politik sei immer schon Russland-freundlich gewesen, meint Boltz. Außerdem gab es exzellente wirtschaftliche Kontakte; viele heimische Unternehmen machten in Russland gute Geschäfte. Das habe die Regierung zusätzlich motiviert, die Beziehung zu pflegen. „Ich glaube, wir sind den einen oder anderen Schritt zu weit gegangen“, sagt Boltz. Einen Marktanteil von 80 Prozent hielte er indes nicht einmal bei Geschäften unter Freunden für empfehlenswert, so der Experte: „Ich würde auch den Amerikanern nicht 80 Prozent Anteil am Gasmarkt geben wollen.“

„Eine Lehre für die Zukunft: Mit Emails kann man nicht heizen“

Besonders prekär wird die Situation, weil die Gasspeicher in Europa und in Österreich derzeit deutlich weniger gut gefüllt sind als sonst um diese Jahreszeit. Das liege daran, dass es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, gekaufte Kapazitäten tatsächlich zu nützen, sagt Boltz. Auch in der Politik ortet er Versäumnisse. „Im österreichischen Energieministerium war die Begeisterung, sich mit Gas zu beschäftigen, nicht besonders groß. Man hat gesagt, Gas ist schmutzig und fossil, eigentlich wollen wir das nicht mehr.“ Auf EU-Ebene gebe es ebenfalls niemanden, der von Berufs wegen die Gasspeicher im Auge behält. „Es ist vielleicht eine Lehre für die Zukunft: Wir brauchen eine Organisation, eine Verantwortung, um solche Probleme zu identifizieren und dann auch etwas zu tun, statt nur Emails zu schreiben. Mit Emails kann man nicht heizen.“

In China gibt es offenbar Personal dieser Art – oder bessere Informationen aus dem Geheimdienst: „Die Chinesen haben schon vor dem Sommer begonnen, weltweit Flüssiggas einzukaufen, unabhängig vom Preis“, erzählt Boltz. Sehr überraschend, das war der Branchentratsch im Mai letzten Jahres.“

 


 

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Zur Person: Walter Boltz war von 2001 bis 2016 Leiter der Energie Regulierungsbehörde E-Control in Österreich. Jetzt ist er als Strategieberater im Energiebereich tätig.

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