Österreich braucht eine völlig neue Gewerbeordnung. Wie in Deutschland sollen nur solche Gewerbe reguliert werden, wo Mensch, Tier oder Umwelt in Gefahr sind.
Nehmen wir an, Sie brauchen eine Brille. Erstens sind Ihnen Ihre Augen wichtig und zweitens sind Brillen ja oft auch kostspielig. Da sind Sie froh, dass die Gewerbeordnung für Ihren Optiker eine gute Ausbildung vorschreibt. In Wahrheit sehen Sie aber falsch. Denn recht viele Optik-Verkäufer haben gar keine Meisterprüfung, ein einziger Meister reicht für eine ganze Optiker-Kette aus. Ähnliches gilt auch für Dutzende anderer Gewerbe in Österreich: Für neue Betriebe gibt es strenge Zulassungsregeln – die dem Kunden in der Praxis aber nichts bringen. Umso mehr behindert die Gewerbeordnung Wettbewerb und Unternehmertum.
Derzeit gibt es in Österreich 80 Gewerbe, für die ein Befähigungsnachweis vorgesehen ist. In Deutschland hingegen sind es nur noch sechs – ohne dass man von negativen Folgen für Konsumenten oder die Umwelt gehört hätte. Unter dem Titel “Warum die Gewerbeordnung ein übler Geselle ist” tritt die Denkfabrik Agenda Austria daher für eine komplett neu geschriebene und viel schlankere Gewerbeordnung ein. Anstatt den Reformbedarf jeder einzelnen Sparte zu verhandeln, sollten nur noch jene Gewerbe reglementiert werden, deren Ausübung Mensch, Tier oder Umwelt gefährdet. Die Agenda Austria hat 15 solcher Gewerbe aufgelistet, zu denen z. B. die Baumeister, Gas und Sanitärtechniker, Hersteller von Medizinprodukten oder Sprengungsunternehmer gehören.
Viele andere Gewerbe, die jetzt reguliert sind, wären dann frei. Das würde aktuelle Absurditäten beseitigen wie jene, dass für einen Schneiderbetrieb ein Meister nötig, Fallschirmerzeugung aber ein freies Gewerbe ist. Für den Schutz der Konsumenten sorgt die Vorschrift, dass jeder Gewerbetreibende eine Betriebshaftpflichtversicherung abschließen muss. Denn, wie bereits erklärt, vor Schaden sind die Konsumenten auch jetzt nicht gefeit. Eine solche Pflicht-Versicherung würde die Kunden finanziell sogar besser absichern, als dies derzeit der Fall ist.
Deutschland hat 2004 seine Handwerksordnung weitgehend liberalisiert: Neben 53 nun freien und – so unglaublich das in österreichischen Ohren klingt – nur sechs Gewerben, für die nach wie vor eine Meisterprüfung verlangt wird, können 35 weitere auch von Gesellen mit Berufserfahrung ausgeübt werden. Die Folgen der deutschen Reform: Viele frühere Mitarbeiter im Gewerbe haben sich selbstständig gemacht, die Zahl der Betriebe ist deutlich gestiegen. Zwar hat sich die Zahl der Beschäftigten im Handwerk nicht signifikant verändert. Aber mehr Selbstständige und mehr Wettbewerb sind eine begrüßenswerte Tatsache. Von einem Qualitätsverlust ist nichts zu hören.
Das zeigt: Mehr Freiheit in der Ausübung von Gewerben schadet nicht und bringt – ganz ohne Förderungen aus Steuergeld – eine größere wirtschaftliche Dynamik. Und diese ist in Zeiten der lahmenden Konjunktur keineswegs zu verachten.
Gastkommentar von Hanno Lorenz, „Tiroler Tageszeitung“, 16.10.2016, S. 6-7
Fast schon im Wochentakt schlagen bei den Unternehmen neue Regeln auf. Es kann schon längst nicht mehr als EU-Bashing gelten, den Regelungswahn der Brüsseler Schreibtischakrobaten als unmäßig zu kritisieren. Wir werfen einen Blick in die Giftküche der Bürokratie.
Allerorts wird eine noch nie da gewesene Entsolidarisierung der Gesellschaft beklagt. Der Staat sei zum Nachtwächter degradiert. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Der Staat ist stark und mächtig wie lange nicht mehr. Er reguliert und bürokratisiert, was das Zeug hält. Und wir Bürger sind seine willfährigen Marionetten.
Im Jahr 2018 wurden knapp 6.500 Paragrafen von Verordnungen außer Kraft gesetzt – so viele wie noch nie. In den letzten beiden Jahren war von diesem Trend nach oben allerdings nichts mehr zu sehen. Denn das Projekt wurde von der Übergangsregierung, also der damaligen Expertenregierung, nicht mehr vorangetrieben. Positiv zu erwähnen: Seit Sept
Es zeigt sich, dass der Umfang, also die Anzahl der Wörter der einzelnen Gesetzesteile, in den letzten Jahren gestiegen ist. Seit 2010 bewegt sich der Median dieser Anzahl pro verabschiedetem Paragrafen, Artikel und Anlagen bei ungefähr 200 Wörtern. Während umfangreiche Gesetze oder Verordnungen natürlich nicht per se eine stärkere Einschrä
Welche Bereiche stark reguliert sind, erkennt man auch daran, welche Ministerien neue oder geänderte Verordnungen erlassen haben. Zum Beispiel hat das erst 2019 gegründete Klimaschutzministerium bereits 84 Verordnungen erlassen. Aus dem Finanzministerium kamen seit dem Jahr 2004 (dem ersten Jahr mit verfügbaren Daten) 589 Verordnungen. Jene Mini
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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