Ein Betreuungsscheck für Kinder würde es Müttern leichter machen, Beruf und Familie zu vereinbaren – und so den Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen verkleinern. Mit schuld an diesem ist das bei den Löhnen geltende Senioritätsprinzip.
Frauen verdienen weniger als Männer. Dieser Gehaltsunterschied kann bei besser verdienenden Frauen bis zu 26 Prozent betragen. Ein guter Teil davon ist erklärbar: Weniger Berufserfahrung durch lange Karenzzeiten und Teilzeitarbeit, um die Familie zu betreuen, tragen zu dieser Kluft wesentlich bei. Wer die Löhne von Frauen und Männern vergleicht, die gleiche Tätigkeiten ausüben, gleich viel Berufserfahrung haben und über die gleiche Ausbildung verfügen, kommt auf Frauenlöhne, die je nach Einkommenshöhe zwischen 3,5 Prozent und 11,2 Prozent niedriger sind. Das ist der unerklärbare Teil der Lohnunterschiede, wie Michael Christl, Monika Köppl-Turyna und Anna Stürgkh in ihrer Studie „Mind the Gap“ gezeigt haben.
Gleiches mit Gleichem zu vergleichen, macht den Gender Pay Gap zwar niedriger, aber nicht unbedingt besser. Wer die Gehaltsunterschiede nachhaltig reduzieren will, wird das Problem an den wichtigsten Wurzeln anpacken müssen. Das ist zum einen das von den Sozialpartnern präferierte „Senioritätsprinzip“ in der Entlohnung. Lange Betriebszugehörigkeit wird mit Erfahrung gleichgesetzt, ob sich diese Erfahrung in höherer Produktivität niederschlägt, ist kein Kriterium. Männer, die im Beruf bleiben, klettern automatisch in der Lohnentwicklung nach oben, Frauen, die länger die Betreuung der Kinder übernehmen, bleiben zurück. Auch wenn sie nach ihrer Rückkehr dieselbe Leistung bringen wie die vorgerückten Männer.
Wer beim aktuellen Lohnregime bleiben will und dennoch die Gehaltsunterschiede reduzieren will, wird nicht umhin kommen, die langen Karenzzeiten zu überdenken. Denn das lange Fernbleiben vieler Frauen ist im österreichischen System der Lohnfindung ein großes Hemmnis. Zumal ihnen oft auch die Männer fehlen, die selbst in Karenz gehen wollen. Dass bezahlte Kinderbetreuung anderswo viel öfter in Anspruch genommen wird, zeigt folgende Grafik:
Von 25 verglichenen OECD-Ländern (hier eine Auswahl) werden nur in Polen weniger Kleinkinder von Dritten betreut. Das liegt einerseits daran, dass in Österreich viele Mütter ihre Kinder gerne zumindest halbtags betreuen. Andererseits fehlen außerhalb der Städte auch oft die Möglichkeiten für gute und zeitlich ausreichend flexible Kinderbetreuung. Der viel zitierten Wahlfreiheit sind hier also Schranken gesetzt.
Daher tritt die Agenda Austria für einen Betreuungsscheck für jedes Kind ab dem Alter von einem Jahr ein. Er gilt in öffentlichen wie privaten Betreuungseinrichtungen. Eine solche Förderung für jedes Kind würde aufgrund des einsetzenden Wettbewerbs dazu führen, dass ein größeres und qualitativ besseres Angebot entsteht. Gleichzeitig würde sich die Karenzzeit der Eltern auf ein Jahr verkürzen. Hier sollten auch Väter der Kinder stärker in die Pflicht genommen werden. Wer nach der Karenz sein Kind weiter selbst betreuen will, kann das natürlich. Mehr über unsere Vorschläge finden Sie hier.
Die Tatsache, dass Familienarbeit in Österreich viel mehr Frauensache ist als anderswo, ist nicht der einzige, aber der wichtigste Grund für den Unterschied. Daher sind hier am besten und schnellsten Erfolge zu erzielen. Nun ist es natürlich auch eine Möglichkeit, bei langen Karenzzeiten und automatischer Lohnvorrückung mit Fortdauer der Betriebszugehörigkeit zu bleiben. Wer das will, soll sich aber nicht über den Gender Pay Gap beklagen.
Die „Motherhood-Penalty“ in Österreich ist größer als in vielen anderen westeuropäischen Ländern.
Die Kinderbetreuung ist in Österreich (fast) alleinige Frauensache. 96 Prozent der Erwerbstätigen in Elternkarenz sind weiblich.
Junge Väter arbeiten nach der Familiengründung tendenziell mehr und länger als vorher. Viele junge Mütter dagegen kehren nach der Karenz nicht mehr voll ins Berufsleben zurück oder müssen sich mit Positionen zufriedengeben, die weit unter ihren Qualifikationen liegen.
Kinder bringen Frauen in Teilzeit. So steigt die Teilzeitquote von Frauen mit der Geburt eines Kindes erheblich an, während der Anteil von Männern mit Kindern in Teilzeit sogar unter jenem von Kinderlosen liegt. Interessant ist aber auch, dass nahezu die Hälfte der kinderlosen Frauen zwischen 45 und 54 Jahren Teilzeit arbeitet, wie eine Auswertu
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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