Wie lässt sich der Fachkräftemangel reduzieren? Was braucht es, um junge Menschen besser zu qualifizieren und um Ältere wieder in Beschäftigung zu bringen? – Kommentar von Wolfgang Nagl
Noch vor wenigen Jahren nahm Österreich den Spitzenplatz mit der niedrigsten Arbeitslosenquote innerhalb der EU ein. Mittlerweile ist Österreich auf Platz 10 abgerutscht. Ungeachtet der florierenden Wirtschaft finden viele Menschen keinen Job. Arbeitgeber suchen Mitarbeiter mit Qualifikationen, die trotz der hohen Anzahl an Arbeitssuchenden in der Nähe der Betriebsstätte nicht zu finden sind. Das liegt zum einen daran, dass in Österreich bestimmte Fachkräfte fehlen. Zum anderen passen die freien Stellen und die Arbeitslosen örtlich nicht zusammen. Im Westen der Republik gibt es pro Arbeitslosen relativ viele freie Stellen, im Osten dagegen relativ wenige.
Der österreichische Arbeitsmarkt leidet zunehmend an einem strukturellen Problem. Ein deutliches Indiz dafür ist die große Zahl an Menschen, die schon länger als 12 Monate ohne Beschäftigung sind. In Österreich sind das über 140.000 Personen. Innerhalb von zehn Jahren hat sich diese Zahl mehr als verdoppelt. Speziell ältere Personen sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Daneben stellt sich auch die Arbeitsmarktsituation für Ausländer schwierig dar. Ihr zentrales Problem auf dem Arbeitsmarkt ist häufig die mangelnde Sprachkompetenz.
Die Themen für den Jobgipfel waren daher aufgelegt: Wie lässt sich der Fachkräftemangel reduzieren, die enorme regionale Kluft auf dem Arbeitsmarkt besser schließen, was braucht es, um junge Menschen besser zu qualifizieren und um Ältere wieder in Beschäftigung zu bringen? Was wurde nun beschlossen und was fehlt?
Für Arbeitslose unter 25 wurden 10 Millionen Euro mehr für Deutsch-, Mathematik- und interkulturelle Kurse zugesagt. Das ist kein Fehler, besser spät als nie. Es sollte allerdings ein generelles Ziel sein, dass jedes Kind in Österreich bereits am ersten Schultag über ausreichende sprachliche Fähigkeiten verfügt, um dem Unterricht folgen zu können.
Zudem sollen Anreize zur Mobilität bei der Lehrlingsausbildung geschaffen und die Mangelberufsliste regionalisiert werden. Das ermöglicht zwar vielen Betrieben, offene Stellen mit Fachkräften (aus dem Ausland) zu decken, senkt aber die Arbeitslosigkeit nicht. Eine zielgerichtete Um- und Weiterqualifizierung sollte im Mittelpunkt stehen.
Die Rücknahme der ursprünglich geplanten AMS-Kürzungen war deshalb nur konsequent. 170 Millionen Euro, die monatelang eingefroren waren, wurden bereits vor dem Jobgipfel für Arbeitsmarktmaßnahmen des AMS wieder freigemacht. Damit soll die überbetriebliche Lehrlings- und Fachkräfteausbildung finanziert werden. Das geht in die richtige Richtung. Zuschüsse für Arbeitslose, die für eine freie Stelle in andere Bundesländer umziehen, sollten darüber hinaus angedacht werden.
Völlig ungelöst bleibt aber das ganz große Problem am heimischen Arbeitsmarkt: die Wiederbeschäftigung von Älteren. In fast keinem EU-Land steigen die Arbeitskosten mit fortschreitendem Alter so steil an wie in Österreich. Richtig wäre es, die Bezahlung an die Produktivität der Menschen und damit an ihre erbrachte Leistung zu koppeln.
Über das Leben soll man genauso viel verdienen wie bisher, aber in jungen Jahren mehr und mit einer geringeren Steigerung später. So wie das jene Länder machen, in denen die Altersarbeitslosigkeit deutlich niedriger ist als in Österreich.
Kommentar von Wolfgang Nagl im „Kurier“, 2.10.2018, S. 4
Österreich steckt in der längsten konjunkturellen Flaute seit den 1950er Jahren, die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich nun auch mit voller Wucht auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder:
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
der Arbeitskräftemangel erfasst eine Branche nach der anderen. Unternehmen in ganz Österreich suchen händeringend nach Personal. Ganz Österreich? Nein, eine Stadt im Osten Österreichs widersetzt sich dem unbeugsamen Trend, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
In Österreich seien immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie in letzter Zeit immer öfter zu hören ist. Wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt, lässt sich dieser Befund mit offiziellen Statistiken nicht erhärten.
Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat zuletzt wieder an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, kommt Überraschendes zu Tage: Am meisten gearbeitet wird in Griechenland, am wenigsten in den Niederlanden, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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