Die Globalisierung brachte die Welt in den zurückliegenden Jahrzehnten nach vorne, Leid wurde gemildert. Zunehmend protektionistische Ambitionen gefährden die erzielten Erfolge.
In den letzten Jahrzehnten konnten fast alle Länder ihre Wirtschaftsleistung erheblich steigern. So stiegen Einkommen und Vermögen Jahr für Jahr an. Vom freien Handelssystem profitieren demnach nicht nur „diejenigen, die auf der Vermögens- und Einkommensleiter ohnehin schon oben stehen“, wie uns hartgesottene Globalisierungskritiker gerne eintrichtern wollen. Im Gegenteil. Stark verbessert hat sich die Lage besonders in ärmeren Ländern, die sich sukzessive von wachstumshemmenden Handelsrestriktionen befreit haben. Die Einkommensgewinne der letzten Jahrzehnte belaufen sich oft auf ein Vielfaches der Wirtschaftsleistung. China und Indien beispielsweise sind wahre Globalisierungsprofiteure. Vietnam und andere aufstrebende Länder folgen diesem Weg. Aber auch reiche Länder wie Österreich profitieren von offenen Weltmärkten. Die Wohlstandszugewinne erscheinen nur aufgrund des bereits hohen Ausgangsniveaus im Vergleich viel kleiner. Dank internationaler Handelsbeziehungen, dem regen Austausch von technologischem Wissen sowie Bildungsinitiativen in allen Bevölkerungsschichten, nähern sich die Einkommen zwischen den Ländern immer weiter an. Das mag viele überraschen, aber die globale Ungleichheit nimmt seit Jahren ab.
Kritiker stillen aber lieber den menschlichen Drang nach schlechten Nachrichten und fokussieren auf die verbleibenden Missstände. Pünktlich zum Weltwirtschaftsforum in Davos wird auch die Nichtregierungsorganisation Oxfam einmal mehr das globalisierte Wirtschaftssystem und die „horrenden“ Vermögen der „Superreichen“ anprangern. Die Kehrseite des Reichtums der Wirtschaftselite sei das Leid der Ärmsten. Dass erfolgreiche Unternehmer exorbitante Vermögenszuwächse verzeichnen, ist sicherlich nicht ausschlaggebend für das Leid afrikanischer Bauern. Vielmehr haben die Investitionen aus dem reichen Norden vielen Millionen von Menschen zu einem besseren Leben verholfen. Der Anteil extremer Armut ist in den letzten Jahrzehnten, trotz eines vorübergehend leichten Anstiegs mit der Corona-Pandemie, deutlich gesunken. Darüber hinaus werden die Menschen weltweit, dank stetig verbesserter Gesundheitssysteme, der Installation von Sanitäranlagen und dem Zugang zu sauberem Trinkwasser, heute durchschnittlich 20 Jahre älter als noch vor 60 Jahren. Die Kindersterblichkeit hat sich seit 1990 mehr als halbiert.
Unbestritten ist: Wir haben keine heile Welt. Die aktuellen Krisen und obendrein der Krieg in der Ukraine zeigen das deutlich. Aber ein ideologischer Kampf auf dem Rücken der Ärmsten ist höchstproblematisch. Während arme Länder weiter von den Wirkungskanälen der Globalisierung profitieren wollen, macht sich in reicheren Regionen vermehrt Unmut breit. Es mangelt an Vertrauen in die Abhängigkeit von internationalen Handelsbeziehungen. In Europa gewinnen protektionistische Überlegungen an Schwung: Lieferketten sollen beschränkt werden, statt sie zu diversifizieren. Problem nur: Eine Diskreditierung des globalisierten Wirtschaftssystems verhindert den erwünschten Aufstieg kommender Generationen in den Entwicklungsländern und richtet weltweit erheblichen Schaden an. Kein Land der Welt kann im Alleingang wachsen und gedeihen.
Denn um Technologie, Armutsbekämpfung und Klimaschutz weiter voranzutreiben, gilt es, sich die vergangenen Erfolge internationaler Zusammenarbeit in Erinnerung zu rufen und Misstrauen abzulegen. Dem vermittelten Irrglauben von Oxfam oder anderen Globalisierungskritikern aufzusitzen, droht im Extremfall die erzielten Erfolge gar zu revidieren. Und das kann niemand wollen.
Gastkommentar von Carmen Treml für die “Presse” (14.01.2023).
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