Mehr Freiheit, mehr Geld, mehr Lebenszeit: Im Vergleich mit Deutschland und Österreich gewinnt fast immer die Schweiz. Kluge Köpfe zieht es deshalb bevorzugt in das kleine Land mit den großen Möglichkeiten. Ein Vergleich in Zahlen.
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Mehr InformationenAlbert Einstein, der geniale Physiker und Nobelpreisträger, wurde von den politischen Verwerfungen seiner Zeit zu einem unsteten Leben gezwungen. Der gebürtige Deutsche hatte insgesamt nicht weniger als vier Staatsbürgerschaften, darunter auch ganz kurz die österreichische während seiner Professur in Prag. Am längsten war Einstein jedoch Schweizer – und zwar von 1901 bis zu seinem Tod im Jahr 1955.
Wäre das heute auch so? Einmal angenommen, Einstein würde jetzt leben und vor der Wahl stehen, wo er sich niederlassen soll: Würde er nachmittags um das Ulmer Münster schlendern oder in der Akademie der Wissenschaften in Berlin über die aktuellen Entwicklungen der Kernfusion debattieren wollen? Oder würde er dem Ruf Anton Zeilingers folgen und im Wiener Kaffeehaus über die Quantenverschränkungen sinnieren? Vermutlich nicht.
Wahrscheinlich würde es ihn wieder in die Schweiz ziehen. Schon zu Lebzeiten soll Einstein die Schweiz als seine eigentliche Heimat empfunden haben. In den fast 70 Jahren seit dem Tod des Genies sind die Gründe, sich dort niederzulassen, sogar noch mehr geworden: Die ETH Zürich gehört zu den besten Universitäten der Welt. Der Teilchenbeschleuniger CERN in der Nähe von Genf bietet Physikern ein besonders spannendes Forschungsumfeld. Außerdem leben die Schweizer im Schnitt länger als die Bewohner der meisten anderen Länder (auch länger als Deutsche und Österreicher), sie verdienen mehr Geld, zahlen weniger Steuern und erfreuen sich größtmöglicher Freiheit. Sogar im Fußball sind sie besser als die meisten anderen. Die folgenden 14 Vergleiche zeigen klar, für wen das Dreier-Ländermatch ausgeht.
Die Heritage Foundation, eine Denkfabrik mit Sitz in Washington, erstellt seit fast drei Jahrzehnten einen Index der wirtschaftlichen Freiheit. Die Schweiz landete zuletzt weltweit auf Rang zwei, nur geschlagen von Singapur. Deutschland liegt auf Rang 16, Österreich auf dem bescheidenen 22. Platz. Freiheit beschreibt in diesem Kontext, wie leicht es Menschen in dem jeweiligen Land gemacht wird, wirtschaftlich tätig zu werden. Die Schweiz überzeugt einerseits mit starkem Eigentumsschutz, Integrität der Regierung und einem effizienten Rechtssystem. Anderseits punktet das Land auch mit soliden Staatsfinanzen.
Die wirtschaftliche Freiheit sichert den Eidgenossen auch Platz 2 im Wettbewerbsranking, das jedes Jahr vom International Institute for Management Development (IMD) durchgeführt wird. Deutschland (Rang 15) und Österreich (Rang 20) folgen weit dahinter. Unternehmen in der Schweiz stehen schon lange im internationalen Wettbewerb und haben gelernt, sich laufend neu zu erfinden und zu verbessern. Die Schweiz belegt Spitzenplätze in den Bereichen Wissenschaft, Infrastruktur, Umwelt und Gesundheit. Im direkten Vergleich mit Deutschland und Österreich sticht insbesondere die Einstellung zu Wirtschaft und Unternehmertum positiv hervor. Die Neutralität erweist sich ebenfalls als Erfolgsfaktor: Seit fast 200 Jahren gab es in der Schweiz keine großen Kriege mehr – und damit auch keinen dramatischen Wohlstandseinbruch.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 300 Milliarden Euro ist Nestlé das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Schweiz. Die deutsche SAP bringt nur rund 135 Milliarden auf die Waage, die österreichische Erste Group etwa 36 Milliarden. Ausschlaggebend für den Erfolg der Schweizer Unternehmen sind neben dem Finanzvermögen im Inland auch die finanzielle Offenheit des Landes sowie der ausgeprägte Kapitalmarkt. Liegt die Kapitalisierung der Börse in Deutschland und Österreich zwischen 30 und 60 Prozent der Wirtschaftsleistung, ist es in der Schweiz ein Vielfaches des jährlichen Bruttoinlandsprodukts.
Die ETH Zürich ist laut dem „Shanghai Academic Ranking of Universities 2022“ die beste Hochschule der DACH-Region. Gleich vier Schweizer Universitäten sind in den Top 100; das zehnmal größere Deutschland schafft auch nicht mehr Spitzenplatzierungen. Österreichische Universitäten sucht man unter den ersten 100 leider vergeblich. Dabei sind die öffentlichen Forschungsausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung in der Schweiz nicht höher als in Deutschland oder Österreich. Mit einer soliden Finanzierung, die weit über die öffentliche Hand hinausgeht, haben es die Schweizer Hochschulen aber in die Weltspitze geschafft. Diese Positionierung zieht weitere schlaue Köpfe an. So profitieren die Eidgenossen vom Brain-Gain. Attraktiv ist für Wissenschaftler auch die Chance auf eine erfolgreiche Karriere in der Wirtschaft. Forschung und Industrie arbeiten in der Schweiz besonders gut und eng zusammen. Mit 1.100 Patenten je Million Einwohner im Jahr 2020 liegt das kleine Land hinter Korea und Japan weltweit auf dem dritten Platz.
Die Verschuldung der öffentlichen Hand liegt bei rund 40 Prozent der Wirtschaftsleistung – gegenüber 68 und 77 Prozent in Deutschland und Österreich. Der Staat mischt sich weniger ein, deshalb weist die Schweiz auch die bei weitem niedrigste Staats- und Abgabenquote der DACH-Region aus. Das ist möglich, weil Macht und Verantwortung in der Schweiz föderal kombiniert werden. Während in Österreich und Deutschland der Bund den Großteil der Steuern einhebt, müssen in der Schweiz auch die Kantone und Gemeinden selbst für Einnahmen sorgen. Das reduziert den Anreiz, Geld zu verschenken. Die in der Schweiz gelebte direkte Demokratie fördert zudem die politische Teilhabe. Für die Bürger sind die häufigen Volksentscheide ein starkes Werkzeug, um die Politik zu mehr Pragmatismus und Bodenständigkeit zu bewegen.
Laut harmonisierter Verbraucherpreise von Eurostat wies Deutschland im November 2022 eine Teuerungsrate von sagenhaften 11,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat aus. In Österreich lag die Teuerung mit 11,2 Prozent nur knapp darunter. In der Schweiz lag die Inflation im November bei nur 2,9 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. Energie gehört auch in der Schweiz zu einem Inflationstreiber. Im November lag der Anstieg der Energiepreise im harmonisierten Verbraucherpreisindex in der Schweiz immerhin bei 23 Prozent.
Aber es ist noch immer nur die Hälfte der Anstiege in Deutschland mit 54 Prozent oder in Österreich mit 56 Prozent. Das hängt teilweise am Preismechanismus, der weniger stark auf die hohen Gaspreise bisher reagiert hat. Aber die Schweiz ist auch weniger abhängig von Energieimporten, der Krieg in der Ukraine wirkt sich viel weniger stark aus. Ein weiterer Faktor ist die Währung: Während der Euro gegenüber dem US-Dollar um sechs Prozent an Wert verlor, hat der Franken zuletzt sogar zugelegt. Das macht Importe billiger.
1,15 Millionen US-Dollar-Millionäre zählte die Schweiz im Jahr 2021 laut Berechnungen der Credit Suisse. Nimmt man die erwachsene Bevölkerung als Basis, entspricht dies 16,4 Prozent; jeder sechste ist also Millionär. In Deutschland kann sich nur jeder 26. über ein derart hohes Vermögen freuen, in Österreich einer von 27.
Auch ein paar Klassen darunter geht es vielen Schweizern prächtig; jeder zweite besitzt ein Vermögen von mehr als 168.000 US-Dollar. Dieser Median liegt in Österreich bei rund 75.000 und in Deutschland bei 61.000 US-Dollar. Die gesellschaftliche Mitte ist in der Schweiz also deutlich wohlhabender als in Deutschland oder Österreich.
Im Durchschnitt verdient ein Schweizer Single kaufkraftbereinigt und nach Steuern gut 13.000 Euro mehr als ein Deutscher (31.000 Euro) oder Österreicher (30.000 Euro). Die ökonomischen Rahmenbedingungen und gut ausgebildete Arbeitnehmer ermöglichen der Schweiz eine deutlich höhere Wirtschaftsleistung pro Kopf. Wo mehr Wertschöpfung entsteht, können auch höhere Löhne und Gehälter gezahlt werden. Darüber hinaus knöpft der Staat den Arbeitnehmern weniger Steuern ab.
Die hohen Einkommen sind für die Wirtschaft leistbar, weil Beschäftigte in der Schweiz eine sehr hohe Stundenproduktivität haben. Im Jahr 2021 wurden je Arbeitsstunde Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 76 US-Dollar produziert. Hinter Irland, Luxemburg und Norwegen belegt die Schweiz damit den vierten Platz unter sämtlichen Industrienationen. In Österreich wurden je Stunde 70, in Deutschland nur 69 US-Dollar erwirtschaftet. Verantwortlich dafür ist unter anderem die bereits erwähnte Qualität des Bildungssystems. Dazu kommt, dass die Schweiz vor allem hochwertige Güter herstellt.
Obwohl Italienisch zu den Landessprachen gehört, halten die Schweizer nichts von dolce far niente. Mit 1.533 Stunden Jahresarbeitszeit liegt der durchschnittliche Eidgenosse deutlich vor dem Österreicher (1.422 Stunden) und noch deutlicher vor dem vermeintlich fleißigen Deutschen (1.349 Stunden; der letzte Platz innerhalb der OECD). Eine Vollzeitkraft in der Schweiz arbeitete 2021 im Schnitt 40,5 Stunden pro Woche und damit rund eine Stunde länger als die Kollegen in Österreich (39,7) oder Deutschland (39,5). Für ein ausgeprägtes Arbeitsethos spricht auch der Umstand, dass sich die Schweizer in Volksabstimmungen schon mehrfach gegen mehr Freizeit ausgesprochen haben. Gesetzlich und bundesweit vorgeschrieben ist nur ein einziger Feiertag. Die Kantone können bis zu acht weitere bestimmen. Dem stehen in Deutschland neun bundesweite Feiertage zuzüglich jenen auf Bundesländerebene gegenüber. Österreich zählt 13 Feiertage. Die Diskussion hierzulande dreht sich mehr darum, „verpasste“ Feiertage an Wochenenden am nächsten Arbeitstag nachzuholen.
Die Schweiz profitiert als kleine Volkswirtschaft mit wettbewerbsfähigen Unternehmen enorm von der Globalisierung. Im Zeitraum von 1990 bis 2018 führte diese zu einem höheren Lebensstandard von rund 2.650 Euro pro Jahr und Schweizer. Auch der ehemalige Exportweltmeister Deutschland profitiert, wenn auch nicht ganz so stark, mit rund 1.860 Euro im Durchschnitt pro Jahr und Kopf. Selbst in Österreich, wo die Globalisierung mehr als Bedrohung denn als Chance verstanden wird, bleibt pro Kopf ein Gewinn von knapp 1.460 Euro im Jahr. Grundsätzlich sind alle drei Länder stark im Außenhandel. Bessere Standortbedingungen in der Schweiz machen es dort aber leichter die positiven Effekte zu maximieren.
Der durchschnittliche Schweizer ist 42,7 Jahre alt – ein Jahr jünger als der Durchschnittsösterreicher (43,6) und drei Jahre jünger als der Durchschnittsdeutsche (45,9). Dafür werden die Schweizer älter als die Menschen in den Nachbarländern; die Lebenserwartung liegt derzeit bei 84 Jahren. Verantwortlich dafür ist neben der guten Gesundheitsversorgung wohl auch der Umstand, dass die Schweizer ein paar gesündere (oder weniger schädliche) Gewohnheiten haben als Bürger in anderen Ländern.
Fußball sei die wichtigste Nebensache der Welt, heißt es. Auch in dieser Disziplin sind die Schweizer derzeit besser als die zwei Nachbarländer. In der FIFA-Weltrangliste liegt die Schweiz aktuell auf Rang zwölf, zwei Plätze vor dem viermaligen Weltmeister Deutschland und 22 Plätze vor Österreich. Während die deutschen bei internationalen Turnieren nur mehr enttäuschen und Österreichs goldene Generation sich oft selbst im Weg steht, hat es die Schweiz geschafft sukzessive zu verbessern.
Gastbeitrag von Hanno Lorenz für den “Pragmaticus” (06.03.2023).
Ohne Reformen werden die Schulden Österreichs bis 2060 auf über 130 Prozent des BIP ansteigen. Selbst mit einer Anpassung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung würde die Schuldenquote auf knapp 100 Prozent anwachsen.
Nicht die Einnahmen des Staates sind ein Problem (weil zu niedrig), sondern die Ausgaben (weil stets viel zu hoch). Über einen 20-jährigen Zeitraum betrachtet, werden sieben der acht stärksten Ausgabenjahre nach dem Jahr 2019 liegen.
Am morgigen Dienstag schreiten die US-Amerikaner an die Wahlurnen und bestimmen, wer (wieder) in das Weiße Haus einziehen darf. Die wirtschaftliche Lage müsste eigentlich den Demokraten in die Karten spielen:
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die EU ist schon längst kein wirtschaftliches Schwergewicht mehr. Demografisch und ökonomisch spielt die Musik inzwischen in Asien; die EU und die USA sind auf dem absteigenden Ast.
Wenige Wochen vor den Wahlen zeigt sich die Wirtschaft nicht von ihrer schönsten Seite. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf ist in keinem EU-Land in den letzten fünf Jahren so stark geschrumpft wie in Österreich.
Die ÖVP möchte bei den Förderungen den Rotstift ansetzen. Laut Eurostat flossen 2023 rund 33 Milliarden Euro oder 6,9 Prozent des BIP in Förderungen, während der EU-Durchschnitt bei 6,3 Prozent liegt. Vor der Pandemie lag die Förderquote in Österreich bei rund fünf Prozent, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt. Allein im Jahr 2023 h
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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