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Es kümmert sich der Partner um das Kind, der weniger verdient – das sind die Frauen.
Es gibt kaum ein Thema, das so stark polarisiert wie die Kindererziehung und die dazu gehörenden Lebensmodelle. Es ist klar, dass jede Familie für sich entscheiden muss, wie sie das Berufs- und Privatleben organisiert. Es ist aber auch klar, dass solche Entscheidungen langfristige ökonomische Folgen haben. Aber gibt es überhaupt einen „richtigen“ Weg? Oder nur unterschiedliche Varianten von „falsch“?
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung verdienen Mütter eines Kindes in Deutschland im Laufe des Lebens um gut 40 Prozent weniger als kinderlose Frauen. Ein zweites und drittes Kind lässt diese Gehaltslücke weiter auf 54 bzw. 68 Prozent ansteigen. Ähnliche Ergebnisse gibt es auch für Österreich: Nach Berechnungen der Agenda Austria verdienen Mütter hierzulande zehn Jahre nach der Geburt um ein Drittel weniger als Frauen, die in diesem Zeitraum kein Kind bekommen haben. Über das gesamte Erwerbsleben summieren sich die Verluste auf eine mittelgroße Eigentumswohnung in Wien. Das bedeutet auch, dass der Gender Pay Gap eigentlich ein Motherhood Pay Gap ist. Werden also Mütter diskriminiert und in ungünstige Arrangements gezwungen? Nicht unbedingt. Es stellt allerdings eine wissenschaftliche Herausforderung dar, herauszufinden, inwiefern die Entscheidungen der Mütter frei von Zwang sind. Einige Elemente spielen bewiesenermaßen eine Rolle, auch wenn die Wissenschaft nicht genau sagen kann, wie viel jedes Element ausmacht.
Erstens: Es ist unbestritten, dass rein biologische Faktoren – das heißt die Geburt und anschließende Erholungsphase der Mutter – eine untergeordnete Rolle spielen. Es lassen sich nämlich ähnliche Einkommensverluste bei natürlichen sowie bei Adoptiveltern beobachten. Vielmehr beeinflussen längere Phasen von Teilzeit-Beschäftigung einer der Elternteile, in der Regel der Mutter, die Einkommensunterschiede. Zweitens: Einkommensverluste der Mütter sind bei homosexuellen Elternpaaren deutlich geringer als bei heterosexuellen. Vielleicht sind es also tatsächlich die Unterschiede in den Präferenzen zwischen den Geschlechtern, die den Gap erklären? Drittens: In vielen Fällen handelt es sich schlichtweg um eine rationale Entscheidung der Familien. Dass sich vorwiegend der Partner, der weniger verdient, um das Kind kümmert, liegt nämlich auf der Hand. Und das sind oft die Frauen. Viertens: In Ländern, wo traditionelle Familienrollen vorherrschen, sind „Child Penalties“, also die Einkommenseinbußen nach der Geburt des ersten Kindes, höher. Das heißt wiederum, dass die Familienarrangements weniger mit Entscheidungen der Eltern und mehr mit gesellschaftlichen Vorstellungen zu tun haben.
Sind wir also schlauer geworden, wenn die Ergebnisse so ziemlich jede mögliche politische Meinung abdecken? Ja, denn Studien zeigen, dass die Familienpolitik das wichtigste Element ist, das den Gender Pay Gap beeinflusst. Für eine familienfreundliche Lösung wären Betreuungsgutscheine denkbar. Wichtig ist dabei, dass das Geld immer dem Kind folgt, egal, ob es in einen öffentlichen oder privaten Kindergarten oder zu einer Tagesmutter geht. Ohne Lösungen für Familien in den Mittelpunkt zu stellen, werden Initiativen wie Lohntransparenz der Geschlechter nicht wirken.
Gastkommentar von Monika Köppl-Turyna in der „Wiener Zeitung“ (03.07.2020)
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Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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