Wohnen

Der Wohnungsmarkt ist kein Trailerpark 

Greenpeace macht jetzt auch Wohnungsmarktstudien. Und fordert eine Leerstandsabgabe, obwohl die eigenen Ergebnisse das gar nicht hergeben.

 Nichts ist für Populisten so praktisch, wie ein unsichtbarer Feind. Ein rein hypothetisches Ärgernis lässt sich nach Belieben ausschmücken und überzeichnen. Was soll schiefgehen, solange niemand die tatsächliche Bedrohung kennt oder kennen könnte? 

Dieses Prinzip ist auch Greenpeace nicht fremd. Die NGO lieferte jüngst eine Studie zum Thema Wohnungsleerstand in Österreich und vermutet darin eine erhebliche Zahl an Wohnungen, die potenziellen Mietern bösartig vorenthalten werden. Wir wissen natürlich weiterhin nicht, wie viele Wohnungen in Österreich tatsächlich leer stehen, da Melderegister und Realität oft nicht dieselbe Sprache sprechen. Nur weil jemand irgendwo gemeldet ist, heißt es noch lange nicht, dass er da wohnt, und umgekehrt. Aber umso besser: Wo es keine echte Zahl gibt, dort kann Greenpeace eben seine eigene Zahl erschaffen und mit ihr dann Politik machen. Was kann schiefgehen?

Wie sich herausstellt: Eine ganze Menge. Selbst wenn man die Ergebnisse nämlich für plausibel hält, ist eine österreichweite Leerstandsquote von 4,7 Prozent wahrlich nicht der Aufreger, als den man sie uns im Ö1-Morgenjournal verkaufen wollte. Eine Leerstandsquote zwischen zwei und fünf Prozent wird in der Literatur als völlig normal betrachtet. In Wien sind es laut Greenpeace gar nur 3,4 Prozent; von dort fehlt nicht mehr viel von normaler Knappheit zu echter Wohnungsnot.

Und selbst wenn der Leerstand größer wäre: Wohnungsmärkte sind sehr lokal. Der Leerstand in Eisenerz hilft einem Wohnungssuchenden in Graz wenig. Auch die opulenten Zweitwohnsitze am Wörthersee werden nie ein Wohnbedürfnis in Salzburg befriedigen. Es ist nichts Ungewöhnliches, dass zwischen Leerstand und Wohnungsmangel nur eine kurze Busfahrt liegt. 

Würden sich Wohnungen vom Land in die Städte rollen lassen, wären alle Probleme gelöst. Geht aber nicht. Solange die Wohnungen nicht rollen, werden es die Bagger tun müssen. 

Gastkommentar von Jan Kluge, “Kleine Zeitung” (04.04.2024).

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