Ohne die Abschaffung der kalten Progression wird die Belastung der Steuerzahler weiter steigen. Bis zur geplanten Anpassung im Jahr 2020 wird die Mehrbelastung seit 2016 auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro anwachsen. Eine versteckte Steuererhöhung, über die sich nur der Finanzminister freuen kann.
Nach der Budgetrede von Finanzminister Hartwig Löger bleibt für den Steuerzahler die Erkenntnis, dass die Belastung der Einkommen nach wie vor hoch ist. Erst im kommenden Jahr kommt es aufgrund von Steuersenkungen wie dem Familienbonus zu einer Entlastung. Nachhaltig wäre diese nur, wenn die kalte Progression tatsächlich abgeschafft werden würde.
Die kalte Progression entsteht, wenn die Arbeitgeber die Einkommen an die Inflation anpassen, um so die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern. Die Arbeitnehmer verdienen brutto mehr, netto bleibt ihnen real aber oft weniger. Warum? Weil der Fiskus die um die Inflation erhöhten Bruttolöhne besteuert und dadurch die prozentuelle Steuerbelastung höher ausfällt. Die kalte Progression betrifft alle, die Lohn- und Einkommensteuer zahlen, nicht nur jene, die aufgrund der Inflationsabgeltung in eine höhere Steuerstufe rutschen.
Ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der 30.000 Euro brutto im Jahr 2016 verdiente, zahlte damals 2.528 Euro an Lohnsteuer. Wird sein Lohn laufend um die Inflation angehoben, zahlt er 2020 bereits 3.056 Euro Steuern, um 528 Euro mehr als heute, obwohl seine Kaufkraft nicht gestiegen ist. Würde die kalte Progression abgeschafft werden, müsste der Arbeitnehmer nur 176 Euro mehr Lohnsteuer zahlen. Alleine für das Jahr 2020 ergibt sich hier aufgrund der kalten Progression eine Differenz von 352 Euro.
Bei der Abschaffung der kalten Progression, für welche die Agenda Austria seit langem eintritt, wird die Regierung leider nicht sonderlich konkret. Dénes Kucsera, Ökonom der Agenda Austria, hält fest: „Seit der letzten Steuerreform 2016 bis zur geplanten Anpassung im Jahr 2020 wird die Belastung durch die kalte Progression auf 3,7 Milliarden Euro angestiegen sein. Allein im Jahr 2020 wird die Mehrbelastung der Lohnsteuerzahler bei knapp 1,7 Milliarden Euro liegen. Deshalb kann die kalte Progression auch als versteckte Steuererhöhung bezeichnet werden.“
Andere Länder machen vor, wie es geht. In der Schweiz passen sich die meisten Tarife und Steuerabzüge jedes Jahr automatisch an die Inflation an. Würde man in Österreich die Tarifstufen und alle Absetz- und Freibeträge an die Inflation anpassen, wäre die kalte Progression sogar gänzlich ausgemerzt.
Schweden geht noch einen Schritt weiter: Dort ändert sich das Steuersystem nicht nur gemäß der Inflation, auch die Reallohnentwicklung wird berücksichtigt. So wird nicht nur die kalte Progression eliminiert, sondern auch die Steuerbelastung gemessen am Einkommen konstant gehalten. Für die österreichischen Steuerzahler würde eine Anpassung des Steuersystems nach schwedischem Vorbild sogar eine Entlastung in Höhe von etwa einer Milliarde Euro bringen.
Wie der Finanzminister unsere Einkommen erhöhen kann, ohne die Steuern zu senken
Die kalte Progression betrifft alle Steuerpflichtigen und entgegen der landläufigen Meinung nicht nur jene, die aufgrund der Inflationsabgeltung in eine höhere Steuerstufe rutschen. Dénes Kucsera und Hanno Lorenz zeigen in diesem Paper, wie sich die kalte Progression in den nächsten fünf Jahren, also von 2016 bis 2021, auswirken und wen sie tr
Die Regierungsparteien sollten mutig sein und die kalte Progression abschaffen. Sonst müssen die Lohnsteuerzahler bis 2020 über drei Milliarden Euro zu viel bezahlen.
„Zusammen. Für unser Österreich“ lautet der Titel des Programms, welches sich ÖVP und FPÖ bis 2022 gegeben haben. Wir fassen zusammen, was es enthält – und was darin fehlt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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