Bildung

Auf dem Rücken der Kinder

Die Jungen werden für die Versäumnisse der Politik in der Pandemie bezahlen.

Selbst in digitalen Vorzeigeländern führen die Lockdowns zum Verlust des Lernfortschritts von einem Fünftel gegenüber einem normalen Schuljahr.

Mitte August, also wenige Wochen vor Beginn des Schuljahres, stellte sich Bildungsminister Heinz Faßmann den Medien und verkündete: „Ich will ab Herbst einen normalen Regelbetrieb in den Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen.“ Einzelne Schulschließungen seien zwar möglich, ein kompletter Lockdown solle verhindert werden. Heute wissen wir: Es ist anders gekommen. Und leider wissen wir auch, dass der Sommer nicht für die Vorbereitung auf den zweiten Lockdown genutzt wurde. Schulen, Lehrkräfte und Schüler haben mit der Distanzlehre dieselben Probleme wie beim ersten Shutdown.

Die Folgekosten dieser Untätigkeit sind hoch. Selbst in digitalen Vorzeigeländern wie den Niederlanden zeigen Untersuchungen nach dem ersten Lockdown einen Verlust des Lernfortschritts von einem Fünftel gegenüber einem normalen Schuljahr. Noch schlechter schneiden Schüler ab, die zu Hause von den Eltern auf weniger Unterstützung hoffen konnten. Für Österreich fehlen für wissenschaftliche Überprüfungen leider wie so oft die Daten. Es ist aber davon auszugehen, dass der Verlust hierzulande noch höher sein wird. Zu wenig waren und sind digitale Hilfsmittel im Bildungswesen integriert. Zu wenige Lehrkräfte im Umgang damit geschult.

Ein verlorenes Jahr an Schulbildung bedeutet ein um 1500 bis 2000 Euro geringeres Jahreseinkommen.

Corona wird hoffentlich irgendwann in Vergessenheit geraten. Aber die Kinder von heute könnten noch lange unter den Lockdowns leiden. Eine bessere Bildung erhöht nachweislich das Einkommen der Menschen im späteren Berufsleben. Ein verlorenes Jahr an Schulbildung bedeutet hingegen ein um 1500 bis 2000 Euro geringeres Jahreseinkommen. Das fehlende Wissen der Schüler von heute beeinträchtigt auch die Wirtschaft von morgen.

Zwei Dinge müssen jetzt geschehen. Es braucht ein virtuelles Klassenzimmer, damit Lehrer und Schüler im nächsten Lockdown im ständigen Austausch sind. Und ein Konzept, wie der gerade entstehende Bildungsverlust der Kinder ausgeglichen werden kann. Wenn das ausbleibt, schicken wir sehenden Auges Tausende Kinder in die sichere Arbeitslosigkeit.

Gastkommentar von Hanno Lorenz in der „Kleinen Zeitung“ (23.11.2020)

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