Die Arbeitskosten bleiben hoch, trotz Steuerreform
- 12.02.2016
- Lesezeit ca. 2 min
Die Gesamtkosten für Arbeit wachsen seit Jahren überproportional – wegen der Steuern und Abgaben. Die hohen Einnahmen für den Staat verhindern neue Jobs.
Zeitungsinserate, Hinweise in öffentlichen Statements, Entlastungsrechner im Internet: Über mehrere Kanäle erinnert die Regierung die Arbeitnehmer daran, dass ihnen seit Jänner durch die Lohnsteuersenkung mehr Netto vom Brutto bleibt. Das ist erfreulich. Völlig unter geht jedoch die Tatsache, dass sich an den – weithin als zu hoch erachteten – Gesamtkosten für Arbeit nichts geändert hat. In Zeiten einer Rekordarbeitslosigkeit kann es nicht egal sein, wie sich die Brutto-brutto-Löhne, also die Kosten auf Arbeit inklusive der sogenannten Arbeitgeberbeiträge, entwickeln: Hohe bzw. steigende Kosten hier sind Gift für die Entstehung von neuen Jobs.
Setzt ein Unternehmen nicht auf “hire and fire”, sondern beschäftigt die Arbeitnehmer langfristig, ist die Entwicklung der Personalkosten Besorgnis erregend. Nehmen wir das Beispiel eines Handelsangestellten, der seit 2007 im gleichen Betrieb arbeitet:
2015 war der Arbeitnehmer um 38,7 Prozent teurer als 2011. Dieser Anstieg muss erst einmal erwirtschaftet werden; die Produktivität ist in diesem Zeitraum durchschnittlich um 10 Prozent gestiegen.
Schön wär´s, wenn auch das Nettogehalt des Handelsangestellten entsprechend gestiegen wäre; dort beträgt der Anstieg allerdings nur 28,2 Prozent. Von den zusätzlichen 10.795 Euro gelangen tatsächlich nur 4.611 Euro auf sein Konto. Und die Differenz von 6.184 Euro? Sie sind als Steuern und Sozialversicherungsabgaben in öffentlichen Töpfen gelandet.
Ist der Handel ein Ausreißer? Nein, Ähnliches gilt auch für andere Branchen. Für einen Angestellten in der chemischen Industrie, der seit 2004 den gleichen Job ausübt, sind die Kosten in den letzten fünf Jahren um immerhin 23 Prozent gestiegen, netto bekommt er um 18 Prozent mehr. Auch hier gibt es also eine spürbare Differenz.
Die Steuerreform ändert an den steigenden Lohnkosten nichts – die in den Kollektivverträgen vorgesehenen Anhebungen werden für den Arbeitgeber ja wirksam, auch wenn dem Arbeitnehmer netto mehr bleibt.
Oft wird ja behauptet, die Lohnentwicklung sei zu zurückhaltend. Sicher nicht zurückhaltend ist der Staat in Form des Finanzministeriums und den Sozialversicherungen; angesichts der präsentierten Zahlen ist es kein Wunder, dass sich zumindest ersterer über Rekordeinnahmen freuen kann.
Ein effizienterer Umgang mit den Geldern aus Steuern und Abgaben wäre also ein entscheidender Beitrag, um das ewige Versprechen einzuhalten, dass der Faktor Arbeit bald entlastet werde. Und die Politik müsste dann auch keine neuen Arbeitsplätze schaffen, weil das dann jene tun würden, die dafür zuständig sind: Unternehmer.
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