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Gut die Hälfte der stark steigenden Arbeitslosigkeit hat nichts mit der schlechten Konjunktur zu tun. Sondern mit der fehlenden Qualifikation der Arbeitnehmer.
Die neuesten Zahlen zeigen es: Österreich ist endgültig dabei, seine positive Ausnahmestellung innerhalb der EU in puncto Arbeitslosigkeit zu verlieren. Warum aber ist die Zahl der Arbeitssuchenden so gestiegen? Eine häufige und auch jetzt von der Gewerkschaft wieder vorgebrachte Erklärung lautet: Es liegt an der flauen Konjunktur, und die Konjunktur ist flau, weil die Kaufkraft gering ist. Die Leute geben zu wenig aus – wären nur die (Mindest)Löhne höher, gäbe es weniger Arbeitslose.
Das klingt logisch. Allerdings: Höhere Löhne würden erstens Jobs kosten. Zweitens geht eine solche Lösung am Kern des Problems vorbei, wie ein neues Paper der Agenda Austria nachweist. “Das Geheimnis hinter der Rekordarbeitslosigkeit” zeigt nämlich: Immer mehr Menschen finden deswegen keinen neuen Job, weil sie die dafür nötige Ausbildung nicht mitbringen – Jobanforderungen und Qualifikationen passen nicht zusammen. Kurz: Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist mittlerweile vor allem strukturell bedingt und nicht konjunkturell. Das betrifft vor allem Branchen wie Bau, Handel, Verkehr und Gastronomie.
Zu diesem Ergebnis sind Michael Christl, Monika Köppl-Turyna und Dénes Kucsera gekommen, indem sie sich angesehen haben, wie sich einerseits die Zahl der offenen Stellen pro Erwerbsperson, andererseits die Arbeitslosenrate im Lauf der Jahre entwickelt hat. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Größen liefert wichtige Erkenntnisse darüber, wie die Arbeitslosenrate gesenkt werden könnte und ist in dieser Grafik dargestellt:
Je weiter links unten der Wert eines Jahres liegt, umso besser passen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zusammen. Dann ist die Arbeitslosenrate niedrig und es bleiben nicht viele Stellen unbesetzt. Eine Tendenz nach rechts unten oder nach links oben deutet auf konjunkturelle Arbeitslosigkeit hin: Rechts unten zeigt an, dass die Arbeitslosenrate steigt und es pro Erwerbstätigem wenige offene Jobs gibt – es herrscht Rezession. Die Tendenz nach links oben bildet einen Aufschwung ab, da die Arbeitslosenrate sinkt und es viele offene Jobs gibt.
Geht die Tendenz aber waagrecht nach rechts, so wie dies für Österreich ab 2013 gilt, ist dies ein Hinweis auf strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosenrate steigt, und trotzdem bleiben gleich viele Jobs pro Erwerbstätigem unbesetzt. Dies deswegen, weil die Ausbildung der Arbeitssuchenden eben nicht zu den für die offenen Stellen nötigen Qualifikationen passt.
Was ist also zu tun? Maßnahmen für eine geeignetere Qualifikation wie z.B. Kurse werden im Rahmen der sogenannten aktiven Arbeitsmarktpolitik angeboten; hier ist das AMS noch mehr gefordert. Die Arbeitnehmer selbst sollten eigenverantwortlich handeln und überlegen, ob sie nicht dazulernen sollten, damit ihre weitere berufliche Laufbahn gesichert ist. Und im Interesse der Arbeitgeber ist es, Mitarbeiter so zu fördern, dass diese auch andere, neue Aufgaben wahrnehmen können.
Denn ein Konjunkturaufschwung allein reicht nicht mehr, um Österreich jene Arbeitslosenzahlen zu bescheren, um die uns der Rest der EU lange beneidet hat.
Österreich steckt in der längsten konjunkturellen Flaute seit den 1950er Jahren, die wirtschaftliche Schwächephase schlägt sich nun auch mit voller Wucht auf dem heimischen Arbeitsmarkt nieder:
Auf Österreich kommen massive demografische Veränderungen zu. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen über 65 Jahre um rund 50 Prozent steigen, während die Zahl der 20- bis 65-Jährigen deutlich abnimmt.
der Arbeitskräftemangel erfasst eine Branche nach der anderen. Unternehmen in ganz Österreich suchen händeringend nach Personal. Ganz Österreich? Nein, eine Stadt im Osten Österreichs widersetzt sich dem unbeugsamen Trend, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
Seit der Finanzkrise stürzt die österreichische Wirtschaft von einer Malaise in die nächste. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf entwickelt sich im Schnitt schwächer als zuvor. Corona hat die Situation noch verschlimmert. In den USA wuchs das BIP pro Kopf nach beiden Krisen unbeeindruckt weiter, wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt.
In Österreich seien immer mehr Menschen von Armut betroffen, wie in letzter Zeit immer öfter zu hören ist. Wie eine Auswertung der Agenda Austria zeigt, lässt sich dieser Befund mit offiziellen Statistiken nicht erhärten.
Die Debatte um die 32-Stunden-Woche hat zuletzt wieder an Fahrt gewonnen. Vergleicht man die tatsächlich gearbeiteten Stunden in Europa, kommt Überraschendes zu Tage: Am meisten gearbeitet wird in Griechenland, am wenigsten in den Niederlanden, wie eine Grafik der Agenda Austria zeigt.
Gegründet um das Land in wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern.
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